Le sujet porte sur l’axe 3 du programme : Art et pouvoir.
The Walking Dead versus G201
In Hamburg reihen sich die Proteste gegen den G20-Gipfel schon vor dem Treffen der Staatschefs aneinander. In der Innenstadt schaffte es heute eine Kunstperformance, ganz ohne Polizeieinsatz auszukommen – und einprägsame Bilder zu produzieren.
Kunstaktion „1000 Gestalten“ lässt Zombies gegen G20 durch Hamburg laufen.
Staub liegt in der Luft. Sehr feiner Nebel, der wie eine zarte Wolke über dem Gelände am Oberhafen schwebt. Das Areal hinter den Hamburger Deichtorhallen hat am heutigen Vormittag einen künstlerischen Verwendungszweck erhalten: Es dient als Umkleide-, Probe- und Schminkstation für die anstehende G20-Performance „1000 Gestalten2‟. Und die „Schminke“ ist es, die in kleinen Teilchen in der Luft hängenbleibt, denn bei dem Make-up handelt es sich um „weißes Tonpulver, das mit Wasser und Pigmenten angerührt wurde‟, erzählt Rita Kohel, eine der Organisatorinnen der Veranstaltung. Auf dem Gelände sprechen zwar alle von Lehm3, aber das stimmt eben nicht so ganz.
Seit acht Uhr laufen die Vorbereitungen, an denen rund 1000 Menschen beteiligt sind, unter ihnen auch Janne. Die 16-jährige Schülerin ist erst vor kurzem von einem Auslandsjahr nach Hamburg zurückgekehrt, hat sich online über die Demos zum G20-Gipfel informiert und ist dabei auf diese Aktion gestoßen. „Mir gefällt die kreative Idee: Wenn ich zu einer Demo gehe, denkt man nicht so viel nach. Hier muss man sich Fragen stellen, das finde ich gut‟, erklärt sie.
Bei ihrer Performance, die in der Mittagszeit im Hamburger Kontorhausviertel stattfindet, werden die Akteure wie Zombies nebeneinander herschleichen.
Es herrscht gute Stimmung, besonders als gegen Mittag der Himmel aufreißt und die Sonne hervorkommt. Die Teilnehmer sind von der großartigen Organisation, dem Anti-Konsum-Protest und ihrer eigenen Rolle begeistert. Auch wenn die Optik krasse4 Assoziationen weckt. „Boah, das sieht aus wie im KZ5 hier‟, sagt eine junge Frau beim Anblick ihrer Mitstreiter. „Wir wollen auf die Auswirkung des Kapitalismus in der jetzigen Form hinweisen‟, erklärt Kohel den Brückenschlag zum G-20-Gipfel. „Auf das globalisierte System, in dem Menschlichkeit weit hinter Ökonomie und Gewinnstreben abgeschlagen ist6.“ Seit Februar hat sie mit einem Kernteam von etwa Leuten an dem Konzept gearbeitet. Damals hatten sie eine Einladung an Aktivisten und Künstlerkollektive ausgesprochen, aus denen sich dann eine Truppe aus Berlin und Hamburg zusammengesetzt hat. Monatelanges Pendeln zwischen den Städten und unzählige Arbeitsstunden später steht nun der Zieleinlauf7 an.
Eine Zeit, in der Bilder dominieren
Auf dem abgesperrten Burchardplatz werden die grauen Gestalten bereits von Schaulustigen8 und Journalisten erwartet. Bis auf drei Wasserwerfer, die mit lautem Tatütata durch eine Parallelstraße jagen, herrscht Stille. Autos werden hier in den nächsten Stunden nicht verkehren. Langsam, mit hängenden Schultern und gesenktem Blick schleichen die Akteure heran. Ihre Farblosigkeit fällt auf und das ist genau das Ziel: Die Bilder dieser Aktion sollen sich einprägen, mahnend.
Die Chancen stehen gut, obwohl in der Woche des großen Gipfeltreffens zahlreiche Proteste stattfinden. Dieser jedoch, kommt nicht nur ohne Farbe, sondern auch ganz ohne Polizei aus. Und da wird es wohl der einzige bleiben.
Am Ende siegen die Farbe und das Leben. Die Akteure haben sich von ihrem Grau befreit. Nun liegt der tönerne* Nebel über der Innenstadt.
* tönern: de glaise, d'argile
Nach: www.stern.de, 05.07.2017
2 die Gestalt(en): la silhouette
3 der Lehm: la glaise
4 krass: cru, brusque
5 KZ (Abkürzung für Konzentrationslager): le camp de concentration
6 abgeschlagen sein: être distancé
7 der Zieleinlauf: la dernière ligne droite
8 schaulustig: curieux (ici) ; der Schaulustige: le badaud
a) Lesen Sie den Text. Geben Sie wieder, was Sie verstanden haben. Beachten Sie dabei:
- das Hauptthema des Textes;
- die Initiatoren der Aktion.
- Ort, Ziele und Methoden der Aktion.
b) Jane erklärt: „Mir gefällt die kreative Idee: Wenn ich zu einer Demo gehe, denkt man nicht so viel nach. Hier muss man sich Fragen stellen, das finde ich gut‟ (Zeilen 13-14). Interpretieren Sie diese Aussage.
c) Inwiefern können wir sagen, dass die Journalistin mit den Methoden der Aktion einverstanden ist? Begründen Sie Ihre Antwort mit konkreten Beispielen.